Historische USA - Aktien
und Anleihen (Bonds)
USA-Aktien
(engl. = Shares, amerik.= stocks) und Anleihen (Bonds = allgemein;
debenture = Anleihe; Mortgage Bond = Pfandbrief, Hypothekenpfandbrief;
convertible = Wandelanleihe) sind in der Regel Namenspapiere. Das heißt,
auf jedem Stück ist auf der Vorderseite der Name des Wertpapierbesitzers
eingetragen.
Heute führen allenfalls noch sehr kleine Gesellschaften Ihre
Aktienbücher selbst, die größeren und öffentlich börsennotierten Firmen
lassen Ihre Aktienverwaltung von bekannten Serviceanbietern wie
Computershare, Equiserve, Mellon Investor, Bank of
New York oder anderen ausführen. Diese Firmen verschicken ebenfalls
die Geschäftsberichte, HV-Einladungen etc. an die Aktionäre.
Wenn die Anteile verkauft werden, werden Sie von den
Transfergesellschaften- oder Depotbanken der Firmen eingezogen und
entwertet. Dies geschieht meist durch Lochung, oder Stempel.
Diese stellen die entwerteten Stücke dann ggf. gegen Bezahlung dem
Sammlermarkt zur Verfügung, wenn die Firmen selbst nichts dagegen haben.
Einige, teils sehr bekannte Unternehmen wie z.B. Coca Cola, McDonalds,
Microsoft, Intel, Boeing, Harley etc. bestehen aber darauf, dass die
gebrauchten Wertpapiere vernichtet werden. Deren Papiere sind daher auf
dem Sammlermarkt allenfalls zu sehr hohen Preisen bzw. nur als gültige
Stücke oder preiswerte Nachdrucke zu finden.
Ansonsten gibt es aus der Vielzahl der existierenden und nicht mehr
bestehenden Aktiengesellschaften in den USA eine große Anzahl zur
Verfügung stehender Titel. Sehr hohe Preise sind daher auch selten und
meist nur bei Autographen, musealen oder sehr alten Stücken, oft
Eisenbahnen um oder vor 1850 und bei noch gültigen Stücken die schwer zu
beschaffen sind. Der Großteil der Preise von bekannteren Namen oder
Stücken mit sehr schönen oder ausgefallenen Bildern (Vignetten) bewegt
sich im Bereich von 5 bis 200 EUR.
Allerdings stammen z.B. auch zwei der bekanntesten historischen Aktien,
die "Standard Oil", mit den original Unterschriften von John D.
Rockefeller und Henry M. Flagler, sowie die "American Express" von Henry
Wells und William Fargo aus den USA. Auktionserlöse von mehreren tausend
EUR sind hier normal und das einige Male pro Jahr.
Die Druckqualität ist im Allgemeinen sehr gut, fast immer mit
Vignetten und in Stahlstichtechnik, die lange für an öffentlichen Börsen
notierte Gesellschaften vorgeschrieben war. Der Druck erfolgt in den
Notenbankdruckereien, Marktführer ist dabei bis heute die American Bank
Note Company. Der Name der Druckerei steht meist am unteren oder
seitlichen Rand des Wertpapiers.
Bei genauer Betrachtung findet man bei der ABN oft auch noch das Signet
der Stahlstecher, das Stecherzeichen. Wenn, dann meist klein und
unscheinbar bei der Haupt-, oder einer Nebenvignetten.
Die Druckereien benutzen sehr oft ein Sicherheitspapier mit
unscheinbaren kleinen bunten Farbpunkten. Das sieht zunächst aus
wie "bekleckert" ist aber im Papier integriert, dient der Sicherheit und
ist praktisch nicht nachzumachen.
Seit 2003 erscheint eine neue preiswerte Druckvariante ? die komplett
oft erst beim Ausstellen gedruckt wird. Beispiele hierfür sind die neuen
Zertifikate von Harley Davidson oder Apple.
...fully paid and non-assesable shares of the common stock...
liest man auf vielen Aktien unter der ausgeschrieben Stückzahl und
heißt, dass die Aktien wie z.B. auch in Deutschland (früher) beim Kauf
und Verkauf nicht steuerpflichtig sind.
Common Stock
? ist das Grund-(Stamm)kapital (deutsch abgeleitet: Grundstock =
Grundkapital). Prefered Stock ist Vorzugskapital. Gibt
es Common- und Prefered (eher selten) Kapital, ist das
Gesamtkapital der Capital Stock. Der Nennwert (par value)
ist anders als bei deutschen Aktien mehr als uneinheitlich. Man findet
10$, 5$, 3$, 2$, 1$ aber auch Zwischenwerte (durch Splits entstanden)
wie z.B. 2.50$, 1.25$, 0.50$. Sehr frühzeitig gab es aber auch schon
Stückaktien, nennwertlose Aktien (without par value), die
sich im Laufe der Zeit immer mehr verbreitet haben.
In den USA sind hohe Aktienkurse unbeliebt wegen der psychologischen
Sperre sehr teure Titel zu kaufen. Daher wird häufig ein Aktiensplit
durchgeführt. Aus einer Aktie zu 100$ werden einfach 2 oder 4 St. mit
dem neuen Kurs zu 50$ bzw. 25$ gemacht. Die alten Stücke sind
unverändert gültig. Die neuen kommen nur dazu.
Im Fall von festen Nennwerten müsste sich auch der Nennwert halbieren,
da sich durch die doppelte Aktienanzahl beim Split z.B. 2:1 das
Grundkapital ja nicht verändert. Das heißt, alle Aktien müssten
neu gedruckt, oder die vorhandenen überdruckt werden, was zum Teil auch
geschehen ist. Von IBM u.a. gibt es z.B. solche Stücke vereinzelt auch
auf dem Sammlermarkt.
Im Gegensatz zu deutschen Aktien, wo bei 50 oder 5 DM Nennwert meist
1er, 2er, 20er, 50er, manchmal 2000er Stücke fertig gedruckt existieren
gibt es bei älteren US-Titeln meist nur gedruckte 100er. Alle anderen
Stückzahlen werden einzeln ausgestellt. Wer also 470 St. Aktien kauft,
erhält nur ein Aktienzertifikat mit der entsprechenden Stückzahl
eingetragen, genauso wie derjenige, welcher nur 1 Stück ordert.
Werden heute US-Aktien ausgestellt gibt es generell keine vorgedruckten
Stückelungen mehr, alle Stückzahlen - auch glatte 100 - werden
individuell bei der Ausstellung eingetragen.
Die Unterschriften sind meist Faksimile (gedruckt), außer bei
älteren Stücken oder kleinen Gesellschaften - vom Präsident (CEO = Chief
Executive Officer) oder Vorstandsvorsitzenden (COB =
Chairman of the board) und vom "Secretary", meist ebenso ein
Vorstandsmitglied. Entgegen anderen Aussagen gibt es
Originalunterschriften auf Aktien kleinerer Firmen bis in die 1960-er
Jahre, bei nicht Börsennotierten bis heute.
Dazu bei großen Firmen noch vorderseitig die Unterschrift(en) eines
Vertreters der Depot- und/oder Transferbank(en). Kleine Gesellschaften
verwalte(te)n ihre Aktien oft selbst, dann fehlen diese zusätzlichen
Unterschriften.
Rückseitig ist Platz für die Übertragungsvermerke bei Eigenverwahrung
und privatem Verkauf. Der Käufer wird eingetragen, der bisherige
Aktionär bestätigt die Abtretung mit seiner (von spezieller Stelle
beglaubigte) Unterschrift.
Der neue Besitzer muss das Papier nun beim Transfer Agent einliefern um
rechtsgültiger Aktionär oder Bondbesitzer zu werden. Der
Registrierservice entwertet es. Der neue Käufer erhält ein neu
ausgestelltes Zertifikat.
Für die Anleihen (Bonds) gilt im wesentlichen das selbe. Sie sind
optisch oft auf den ersten Blick kaum von Aktien zu unterscheiden. Was
in der Regel vorderseitig abgedruckt ist, ist der Nominalzins und die
Endlaufzeit. Sehr oft findet man 25-, 30-oder 50-jährige, also auch
Stücke deren Ablaufdatum nach dem heutigen Datum in der Zukunft liegen
kann. Ein 30-jähriger Bond von 1989 wird z.B. erst 2019 fällig. Das
tatsächliche Ausstellungsdatum (Tag der Geldanlage) und der Anlagebetrag
sind individuell eingetragen. Vorgedruckte Stückelungen gibt es auch
hier eher wenige (meist 1.000 $ und 5.000$). Rückseitig sind die
genauen Bedingungen im Detail abgedruckt.
Aktien und Bonds sind in den USA Gebrauchsgegenstände und dem
Alter entsprechend in gutem, aber gebrauchtem Zustand. Lochentwertung
und/oder Stempel ist der Normalfall. Knickfalten (Briefformat) kommen
vor, ebenso kleine Löcher von Büroklammern oder Stücke mit Klammern.
Ausnahme sind die neuen noch gültigen Stücke, die noch nicht im Umlauf
waren, aber auch hier gibt es schon Umlaufspuren vom Namenseindruck oder
insbesondere rückseitige Klebstoffreste von den beim Ausstellen
angehefteten Durchschlägen bzw. Quittungen/Stubs.
Entwertet oder nicht, wertvoll oder nicht ?
Oft werden längst vergessene alte USA-Wertpapiere in einer Schublade
gefunden oder vererbt. Unabhängig vom ideellen oder Sammlerwert ist ein
USA Papier dann "wertlos", wenn der momentane Besitzer nicht selbst
namentlich auf der Vorderseite des Papiers steht bzw. der rechtmäßige
Erbe der eingetragenen Person ist oder das Papier auf irgendeine Art
entwertet ist (meist nadelfeine Lochperforation).
Übertragung unentwerteter USA-Wertpapiere
in rechtsgültiger Form ist von Deutschland/Europa aus praktisch
unmöglich, bzw. logistisch und kostenmäßig nicht realisierbar. Die
restriktiven Vorschriften der US-Registrierstellen verlangen eine
persönliche Beglaubigung der Verkäuferunterschrift von speziell
zugelassenen Stellen, die es außerhalb der USA nicht gibt. Zudem müsste
der neue Aktionär das Papier erneut in die USA schicken um dann ein neu
ausgestelltes zu bekommen. Ein rückseitiger Namenseintrag kann also
immer nur zu Geschenkzwecken dienen und ein Effekt ohne Rechtsgültigkeit
sein.
Bedeutung der verschiedenen Namenszusätze:
Eine Company ist eine Gesellschaft, Handelsgesellschaft oder
Genossenschaft ohne zunächst zwingend die genaue Rechtsform zu
bezeichnen (bei uns z.B. AG, GmbH, KG). Die typische Bezeichnung für
eine US-Aktiengesellschaft ist Corporation. Der meist abgekürzte
Namenszusatz Inc. (incorporated, Incorporation) bedeutet das die
Firma (als Handelsgesellschaft) ins Firmenregister eingetragen ist.
Firmensitz
(Headquarter) und Gesellschaftssitz (incorporated under the laws
of...) unterscheiden sich sehr häufig und stiften meist bei Neusammlern
Verwirrung und sorgen für Verwunderung. Eine Gesellschaft kann sich ins
Register eines US-Bundesstaates seiner Wahl eintragen lassen so lange
sie dessen jeweilige Vorschriften erfüllt. Das muss aber nicht zwingend
der Staat sein, in dem sich der eigentliche Firmensitz befindet. Ein
beliebter Gesellschaftssitz ist z.B. Delaware, dessen
Vorschriften für AG's und auch die Steuergesetze etwas lockerer sind,
als in anderen US-Staaten. Unterschiede kommen auch durch Verlagerungen,
Umzüge und Zusammenschlüsse der Gesellschaften zu Stande.
Firmengründung und Gründungssiegel
auf den Wertpapieren müssen zeitmäßig nicht übereinstimmen. Auf vielen
Aktien und Bonds sieht man ein rundes Gründungssiegel mit Datum. Darauf
steht der Firmenname und der Staat in dessen Firmenregister man steht
ggf. mit dem Datum an dem diese Eintragung als öffentliche
Gesellschaft (zum ersten Mal) erfolgte. Eine (private) Firma kann aber
auch schon sehr viel älter sein als dieses Datum im Siegel angibt.
Abschaffung gedruckter Aktien-Zertifikate:
Bereits seit 2004 sind von einigen US-Firmen Bemühungen im Gange die
Abschaffung der Druckverpflichtung voranzutreiben oder zumindest
Ausnahmen zu gestatten. Man muss davon ausgehen, dass schon bald auch in
den USA von vielen Firmen keine gedruckten Aktien mehr zu beschaffen
sind.
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1997-2009 - Vers. 5.37