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Social Philatelie / Social Philately
Social Philatelie ist ein neuer Trend bei Briefmarkensammlern und wird
gerade auch bei jüngeren Sammlern immer beliebter. Von Thomas Schmidtkonz |
Ganzsache von Frankreich an einen Praktikanten in der deutschen Kolonie Kiautschou Zurück zur Briefmarkenhauptseite - Rundum - Service beim Verkauf von Briefmarkensammlungen |
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Bei Briefmarken- und Briefsammlern macht sich ein neuer Trend breit. Sammler schauen nicht mehr nur auf die Marke und den Stempel eines Briefes, Ganzsache oder Karte, sondern auch auf Sender und Empfänger und analysieren, falls noch vorhanden auch den Inhalt.
Interessierte früher oft nur die Marke auf dem Brief, die Seltenheit einer bestimmten
Portostufe und wenn es hoch her ging auch noch der postgeschichtliche
Hintergrund des Briefes, so eröffnet Social Philatelie ganz neue Horizonte. Oft erfährt
der Sammler über Adresse, Absender und ggf. den Inhalt
des Briefes viele interessante Fakten über mehr oder weniger darin
beteiligte Personen und auch deren persönliche Netzwerke. Manche Briefe erzählen dabei interessante Geschichten, andere sind einfach nur lustig, Korrespondenz zurückliegender Zeiten von den verschiedensten Orten erzählt zudem viel von Lebensart, Sitten und Geschehnissen der jeweiligen Epoche, ist also auch historisch interessant. So erweist sich Social Philatelie als ein sehr vielseitiges und interessantes Thema, bei dem der Sammler ständig neue Entdeckungen machen kann. So wird dieses Sammelgebiet eigentlich nie langweilig. Ein ansonsten vielleicht unscheinbarer und wertloser Brief kann plötzlich ungemein interessant, spannend und sammelnswert werden. Als kleine Anregung möchte ich an dieser Stelle ein paar solche Briefe, Ganzsachen und Karten vorstellen, die ich zufälligerweise in Briefposten und 1 Euro-Kisten entdeckte. Euer Thomas von sammler.com In einer Filmreihe zum Thema Social Philatelie stelle ich übrigens diese und weitere Briefe vor und wie man im Internet an entsprechend Informationen kommt. |
Der älteste General der Wehrmacht
Im Jahr 1932 schrieb Sophie eine Karte an ihren
Onkel General
Theodor von
Bomhard. Theodor war bis zu seinem Tod im Jahr 1945 ehrenhalber General
der Wehrmacht. Für den aktiven Dienst war er schon viel zu alt, weil
er bereits 1841 das Licht der Welt erblickte. Er starb im Alter von über 104 Jahren kurz vor Ende
des 2. Weltkriegs. In diesem hohen Alter war er zudem der älteste
Träger des Eisernen Kreuzes
von 1870. Der Generaldirektor und der Major
Im Herbst 1944 schickte der 71 jährige
Karl Grosse
, Generaldirektor
der van der Zypen & Wissener Eisenhütte AG Köln-Deutz, diesen Brief an einen Major Volk.
Er bittet darin um eine Mitfahrgelegenheit nach
Köln, weil er bei den Bombenangriffen auf Köln am 14. und 15.10.1944,
also wenige Tage zuvor, von alliierten Fliegern ausgebombt wurde. Der Soldat und die "Ziegaretten"
Hier klagt ein 1942 in Petronell stationierter Soldat, dass er zu wenig Wurst und keine "Ziegaretten" mehr hat. Obwohl ihm die Zigaretten so wichtig waren, nahm er es wohl mit der Rechtschreibung nicht so genau. Eine internationale Karriere vom Postpraktikanten zum Telegraphendirektor
In einer Schachtel mit ein paar Überseebriefen, die ich für gerade mal 5 Euro erwarb, entdeckte ich diese zwei Belege. Der erste ist eine französische Ganzsache, die von La Rochelle nach Tsingtao in der deutschen Kolonie Kiautschou an den Postpraktikanten Max Deutscher geschickt wurde. Die auf dem ersten Blick unscheinbare Ganzsache ist auch postgeschichtlich interessant, weil sie zuerst mit der französischen Auslandspost nach Shanghai geschickt wurde. Die chinesische Post übernahm dann die Karte und schickte sie weiter bis zum Zielort Tsingtau, wo sie dann auch am 2.12.1904 ankam. Knapp 21 Jahre später erhielt Max Deutscher den unteren Brief. Er lebte mittlerweile (wieder) in Deutschland und war in Dresden zum Telegraphendirektor aufgestiegen. Offensichtlich hatte er aber immer noch mit China einen regen Kontakt, wie dieser Brief der "The Mission Book Company" von 1925 beweist. Der Brief wurde mit einer Marke der Britischen Auslandspost in China frankiert. In der Kiste entdeckte ich noch weitere Briefe von seiner Tochter aus den 50 er Jahren u.a. aus Südwestafrika. Offensichtlich war die ganze Familie international tätig. Der Pfarrer und seine ehemalige Gemeinde
Im Mai 1949 verschickte Pastor Gottfried Röchling einen sehr langen Brief, in dem er u.a. die dramatischen Umstände der Vertreibung seiner Gemeinde im Jahr 1945 beschreibt. Offensichtlich hegte er die Hoffnung, dass die in alle Winde verstreuten Gemeindemitglieder irgendwann in ihre Heimatstadt zurück kehren könnten. Dies ist ein typisches Beispiel, soziale Netzwerke über Briefverkehr zu erhalten. Der Hauptmann im winterlichen Russland
Hier erzählt ein Hauptmann mit dem Kosenamen "Schorschl" seinem "Weibi" von seinen Schlittenausfahrten mit Panjepferden im winterlichen Russland des Jahres 1944. Er prahlt darin auch, wie er einem der russischen Pferdchen klarmacht, wer hier der "Hauptmann" ist. Der Brief zeigt aber auch, wie sehr er seine Frau vermisst, Ein Deutscher 1939 im kalten Sibirien
Herr Schneider, wohnhaft in Shanghai und im Winter 1939 unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn, schreibt von einem Zwischenstopp in Krasnojarsk bei Sonnenschein und -20 Grad seiner Mutter in Kassel. Offensichtlich war auch er international tätig, zumal im Jahr 1939 sicher sehr wenige Deutsche Sibirien bereisten. Aber immerhin war ja zwischen Deutschland und der Sowjetunion wenige Monate zuvor der Hitler- Stalinpakt geschlossen worden. So besuchten dann Herr Schneider und ein paar weitere Deutsche das riesige Land, wenn gleich sie dabei sicher vom russischen Geheimdienst NKWD misstrauisch beäugt wurden. Post aus Afrika an den Großindustriellen und seinen Bruder
Bei alter Korrespondenz aus Übersee sollte man immer auf Adressat und
Absender achten. Oft verbergen sich dahinter interessante und bekannte
Persönlichkeiten, wie etwa hier an den Großindustriellen
Hugo Stinnes und
seinen älteren Bruder
Heinrich Stinnes. Dies alles konnte die beiden Brüder 1893 noch nicht ahnen, als sie diese Karten aus Afrika erhielten. Besonders interessant ist die Ganzsache aus Südafrika an Hugo, hat der Absender sie doch mit einem Goldsucher und einer Frau mit Diamant illustriert, Vom österreichischen Oberst zum deutschen General
Dieser Postverkehr dokumentiert die militärische Karriere von
Paul von Wittas vom Oberst bis zum General zuerst im Österreichischen
Heer und später bei der Deutschen Wehrmacht. Als er 1934 zur
Tanzunterhaltung eingeladen wurde, war er bereits Oberst. Der zweite Brief
von 1936 betitelt ihn bereits als Generalmajor, war er doch schon im Jahr
zuvor dazu befördert worden. Ein deutscher Schüler für ein halbes Jahr in Ecuador
Der Schüler Klaus besuchte vom April 1956 bis Ende Oktober 1956 Ecuador und wurde dort von einem Hauslehrer unterrichtet. Interessant sind bei beiden Briefen die Erlebnisse und Ansichten des Teenagers über Land und Leute. Beide Briefe sind wohl an einen Schulkameraden gleichen Namens gerichtet. Pony Express
Aber auch Briefmarken können zur Not etwas Geschichte erzählen, speziell
wenn wie beim Pony
Express Briefe dazu einfach zu selten und zu teuer sind.
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Social-Philately-Ausgabe 01 2017 | Kostenloses Exemplar 01-2017 der Social Philately . Das Heft lag der Deutschen Briefmarken Zeitung 13/2017 bei. |
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