Grundbegriffe
Im allgemeinen versteht man unter Konservierung die
Bewahrung des gegenwärtigen Zustands eines Objektes (i.e. die Verhinderung
weiteren Verfalls), während Restaurierung die Wiederherstellung des
ursprünglichen Aussehens eines beschädigten Objektes bedeutet. In Museen
sind üblicherweise Konservierungsarbeiten gefragt, während für den
kommerziellen Markt in der Regel restauriert wird.
Keramik ist der Oberbegriff für ein aus Ton (aluminiumoxidhaltiges
Mineralgemisch) bei Temperaturen von über 600ºC gebranntes Material.
Oberhalb dieser Temperatur gebrannter Ton hört auf Ton zu sein und wird
irreversibel zu Keramik. Die Bandbreite traditioneller keramischer
Erzeugnisse reicht von weichem, porösem Material wie Ziegel über Irdenware,
Fayence/ Majolika und Steingut bis hin zu Steinzeug und Porzellan. Alle
diese Erzeugnisse sind keramische Artikel.
Schadensbilder
Abgesehen von den allgegenwärtigen Sprüngen, Abplatzungen
und Brüchen mit mehr oder weniger dramatischen Materialverlusten gibt es bei
Keramik auch andere, oft weniger bekannte und beachtete Schadensbilder. Dazu
gehören z.B. Verschmutzungen. Verschmutzungen können ein keramisches Objekt
stark verunstalten, sind aber oft nur extrem aufwendig zu entfernen, z.B.
dann, wenn sich auf einem unglasierten, porösen keramischen Objekt Staub und
fettigen Substanzen festgesetzt haben, oder z.B. Steingutgeschirr sich durch
häufigen Gebrauch verfärbt hat.
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Suppenterrine; bräunliche Verfärbung der eigentlich weißen
Keramik durch häufigen Gebrauch (diffundieren von Suppe durch Glasurrissenetz in
keramischen Körper hinein) |
Buddha- Statue; Verschmutzung des unglasierten Kopfes durch
Staubablagerung und Anfassen |
Eine Methode, dieser Art von Beschädigungen beizukommen
und die Verfärbungen rückgängig zu machen, ist die Anwendung enzymhaltiger
Kompressen.
Eine weitere Gefahr für poröse Keramik ist die Schädigung durch lösliche
Salze. Enthält eine Keramik lösliche Salze (natürlicherweise oder durch
späteren Eintrag während des Gebrauches oder der Lagerung), können
dramatische Schadensbilder entstehen, vom Abfallen der Glasur bis hin zur
totalen Disintegration des Objektes. Angesagt wären in solchen Fällen
Stabilisierungsmaßnahmen und entweder Entsalzungsverfahren oder die
Verbringung der Objekte in eine Umgebung mit kontrollierter relativer
Luftfeuchte.
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Schäden, verursacht durch lösliche Salze |
Restaurierung, Methoden und Techniken
Bei der Konservierung und Restaurierung von Keramik
kommen eine Vielzahl von Chemikalien, Materialien und Methoden zum Einsatz.
Vor jeder Restaurierung gilt es, eine Analyse des Objektes und der Schäden
durchzuführen. Es muss ermittelt werden, warum welche Schäden entstanden
sind und welche Techniken und Materialien im Einzelfall das beste Ergebnis
liefern. Ein wesentlicher Aspekt bei diesen Planungen sind ethische
Überlegungen. Ein verantwortungsvoll handelnder Restaurator arbeitet nach
folgenden Regeln:
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Alle Restaurierungen sollten reversibel sein. Je
unproblematischer eine Restaurierung wieder rückgängig gemacht werden
kann, desto besser. Zukünftige Besitzer haben möglicherweise andere
Ansichten darüber, wie eine Restaurierung auszusehen hat, oder
didaktische Ansätze oder wissenschaftliche Erkenntnisse können sich
ändern. In der Restaurierung sollte man keine Fakten schaffen
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Restaurierungen dürfen nicht zu Fälschungen führen,
d.h. nichts darf dem Objekt hinzugefügt werden, das ursprünglich nicht
da war
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Genausowenig darf originales Material entfernt oder
beschädigt werden
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Jeder restauratorische Eingriff stellt eine Belastung
für das Objekt dar. Daraus folgt, dass Restaurierungen so
alterungsbeständig wie möglich sein sollen und die Materialauswahl
entsprechend informiert zu sein hat
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Originale Oberfläche darf nicht überdeckt werden.
Immer noch üblich ist z.B. die Anwendung des Airbrush, bei der über den
Schaden und die Bruchränder hinweg auch originale, unbeschädigte Areale
übersprüht werden um eine möglichst unsichtbare Reparatur zu erzielen.
Dies ist eine unzeitgemäße, unethische Methode.
Die Wahl der Restaurierungsmaterialien richtet sich nach
Art und Ausmaß des vorliegenden Schadens, nach den Bedürfnissen des
angestrebten Ergebnisses und den Charakteristika des Objektes. Weiche,
poröse Keramik restauriert man in der Regel auch mit weichen Materialien,
während man z.B. bei Porzellan zu härteren Materialien wie
Epoxiden
greift. Bei der Anwendung von Epoxydharz auf Porzellan kann man auch sehr
gut sowohl genau den richtigen Farbton als auch den korrekten Grad an
Transparenz des Porzellans imitieren.
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Chinesischer Porzellanteller,
restauriert mit eingefärbten Epoxydharzpasten. Die Restaurierung ist bei
oberflächlicher Betrachtung nahezu unsichtbar |
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Archäologisches Objekt. Die Fehlstellen wurden in diesem
Fall ergänzt mit einer sehr weichen keramischen Masse. An diesem Museumsobjekt
sollte deutlich erkennbar bleiben, welches die originalen Fragmente und welches
die ergänzenden Füllungen sind. |
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Zur Restaurierung dieser holländischen Wandfliese gehörte
die komplette Rückgängigmachung der alten Reparatur |
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Herstellung eines Ersatzdeckels für einen chinesischen
Teebehälter. Dieser Deckel sollte laut Auftraggeber aus Porzellan sein. Er wurde
auf der Töpferscheibe gedreht, und dann geschrüht bei 900ºC. Anschließend wurde
er mit einer farblich passenden Grundglasur versehen und bei ca. 1300ºC
glattgebrannt. Zuletzt wurden während mehrerer niedrigerer Brände die
Dekorfarben und das Gold aufgebrannt. |
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