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Wert ist nicht gleich Wert - die unterschiedlichen Formen von Werten und Preisen bei SammelobjektenViele Menschen meinen, dass z.B. Sammelobjekte so was wie einen einheitlichen Wert oder Preis haben, wenn sie den Schätzwert eines Sammelobjektes oder Wertgegenstandes wissen wollen. Aber sowohl bei Sammelgegenständen als auch anderen zu schätzenden Gegenständen gibt es keinen einheitlichen Wert und Preis ... von Thomas Schmidtkonz |
Werte von Sammelobjekten wie etwa Antiquitäten |
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Viele Menschen meinen, dass z.B. Sammelobjekte so was
wie einen einheitlichen Wert oder Preis haben, wenn sie den
Schätzwert
eines Sammelobjektes oder Wertgegenstandes wissen wollen. Aber sowohl
bei Sammelgegenständen als auch anderen zu schätzenden Gegenständen gibt
es keinen einheitlichen Wert und Preis. So wie es bei Neuware
einen Herstellungspreis, einen Einkaufspreis und einen Verkaufspreis
gibt, wobei dazu der reale Verkaufspreis oft etwas niedriger als der
Listenpreis ist, so unterscheidet man auch bei den häufig "gebrauchten"
Sammelobjekten, Wertobjekten und Kunstgegenständen zwischen
verschiedenen Werten.
So wird z.B. ein Antiquitätenhändler im Ankauf in der Regel weniger
zahlen als beim Verkauf, da er ja nicht nur seinen Laden und Personal
finanzieren muss und Steuern zahlen muss, sondern auch noch möglichst
viel Gewinn machen will.
Im folgenden möchte ich die wichtigsten Werte und Preise aus meiner Sicht vorstellen und definieren. Sicher wird diese Aufstellung nicht komplett sein und bei manchen Definitionen sind die Übergänge bei der Bedeutung einzelner Werte und Preise fließend, so dass ein 100 %ig klare Definition gar nicht möglich ist.
Unter dem Handelswert versteht man in der Regel den
durchschnittlichen Preis den Händler für ein Handels- bzw. Sammelobjekt
verlangen. Bei Neuware entspricht das dem durchschnittlichen
Verkaufspreis.
Bei Sammelgegenständen ist dabei zu beachten, dass die Preise zwischen
einzelnen Händlern oft sehr schwanken. So verlangt vielleicht der eine
Händler für eine bestimmte Münze nur 100 Euro und der andere sogar 200
Euro, weil ersterer vielleicht wenig Nebenkosten hat und die Ware über
einem Großposten günstig bekam, während der andere Ware vielleicht nicht
so günstig erwarb und sie dazu aufwendig mit z.B.
hohen Werbekosten und damit auch hohen Nebenkosten präsentiert.
Bei vielen Sammelobjekten spielt außerdem die Erhaltung bei der Preisfindung eine sehr große Rolle. Oft zahlen auch Sammler bei jenen Händlern mehr, die eine 100 %ig Echtheit der evt. fälschungsgefährdeten Ware garantieren.
Der Versicherungs- oder Wiederbeschaffungswert ist oft höher als der Handelswert. Wenn z.B. ein seltener Sammelgegenstand eines Sammlers zerstört oder gestohlen wird, kann es sein, dass der Sammler diesen nur mit großen Zeit- und Kostenaufwand und diesen nicht unbedingt bei einem günstigen Händler wiederbeschaffen kann.
Unter dem Sammelwert versteht man den Wert, den die meisten Sammler bereit sind für ein bestimmtes Sammelobjekt, das in ihre Sammlung reinpasst im Privathandel oder auch bei Auktionen und Händlern zu zahlen. Meist ist dieser Wert etwas niedriger als der Handelswert und liegt in etwa beim Auktionswert.
Der Auktionswert liegt in der Regel zwischen
Ankaufswert und Handelswert. Meist kriegen Sammler auf Auktionen ihre
Sammelgegenstände etwas günstiger als beim Händler. Händler nutzen
wiederum oft Auktionen auch für den Ankauf neuer Ware, wenn der
Zuschlagspreis halbwegs günstig ist.
Die Zuschlagspreise schwanken oft recht sehr. Interessiert sich nur ein
Käufer für ein bestimmtes Auktionslos so geht es zum Ausrufpreis und
manchmal bei Untergebot auch darunter weg. Interessieren sich viele
Auktionskunden für ein Los, dann kann es sehr weit hoch gesteigert
werden, so dass der Zuschlagspreis um eine Vielfaches über den
Ausrufpreis liegt, manchmal in der Hitze des Bietergefechts auch
deutlich über dem Handelswert. Bei den Zuschlagspreisen muss man
außerdem beachten, dass die Käufer meist ein Aufgeld von 15 - 25 % und
die Mehrwertsteuer zahlen müssen, während die Einlieferer in der Regel
ebenfalls eine prozentuale Gebühr an den Auktionator abführen müssen,
also nicht den vollen Zuschlagspreis von ihm ausbezahlt bekommen.
Der Auktionsansatzwert ist der Ausrufpreis bei einem Auktionslos. Es ist so eine Art Sicherheitspreis unter dem das zu versteigernde Objekt nicht weggehen soll. Oft wird bei Auktionen dieser Preis nach dem Ausruf des Loses überschritten. Manchmal geht es aber auch für 10 - 20 % darunter, je nachdem ob und bis zu welcher Höhe ein Auktionator Untergebote akzeptiert.
Unter dem Ankaufswert versteht man den Preis, den Händler in der Regel bereit sind für ein Sammelobjekt oder einem Wertgegenstand zu zahlen. Dieser liegt deutlich niedriger als beim Handelswert oder Sammelwert, da ein Händler ja einerseits von Gewinnspannen leben muss und auch eigene Kosten mit einrechnen muss.
Münzen aus Edelmetall oder Schmuck haben oft neben dem Sammelwert bzw. Ankaufswert auch einen Rohstoffwert, also Materialwert. Gerade in Zeiten hoher Goldpreise spielt dieser z.B. bei Goldmünzen eine wichtige Rolle. So liegt bei manchen Münzen z.B. der Sammelwert nicht über dem Metallwert, so dass beide Werte gleich hoch sind. Aber oft ist der Sammelwert höher als der Rohstoffwert, während der Sammelwert in der Regel mindestens so hoch wie der Rohstoffwert ist.
Der Geldwert spielt bei noch kursgültigen Münzen, Geldscheinen und auch Briefmarken eine Rolle. Der Sammelwert ist dabei in der Regel mindestens so hoch wie der Geldwert. Kann z.B. aber noch ein kursgültiges bzw. geldumtauschfähiges Objekt nicht gleich im Zahlungsverkehr genutzt werden, so kann der zu erzielende Verkaufswert geringer als der Geldwert sein. Will man z.B. noch postgültige Briefmarken eines fremden Landes mit geringem Sammlerwert in Deutschland verkaufen, muss man mit durchaus signifikanten Preisabschlägen gegenüber dem Geldwert rechnen.
Zu vielen Sammelobjekten gibt es Preisführer also
sog. Kataloge, wo die Sammlerwerte dieser Objekte nachgeschlagen werden
können. Bei den Briefmarken sind da die Michelkataloge sehr bekannt. Oft
liegen diese Preisführer von den reellen Markt- und Handelspreisen mehr
oder weniger weit entfernt.
In der Regel kann man dabei sagen, dass Katalogpreise meist die Preise
sind, die Händler im oberen bis obersten Preissegment dafür verlangen bzw. spiegeln
sie oft auch die Wiederbeschaffungswerte wieder. Es gibt aber auch
Kataloge mit sehr zurückhaltenden Bewertungen, wo der aktuelle
Handelpreis oft deutlich höher liegt.
Außerdem muss man bei solchen Katalogen auch eine Diskrepanz zwischen
aktueller Marktlage und der Marktlage zum Zeitpunkt der Auflage des
Buchs berücksichtigen. Kataloge sind also oft nicht aktuell genug.
Der Wert eines Sammelobjekts kann auch von der Region abhängen, in der man es verkaufen will. So lassen sich beispielweise Ansichtskarten von Südbayern meist besser und zu einem höheren Preis in Südbayern als in Schleswig-Holstein oder gar Norwegen verkaufen!
Nicht wenige Privatverkäufer, manchmal aber auch Händler haben phantastische Vorstellungen, was sie für einen Gegenstand haben wollen bzw. bekommen können. In Fällen von solch unrealistischen Preisvorstellungen kann man dann getrost von Fantasiewerten sprechen.
Für viele hat ein Gegenstand einen ideellen, meist
nicht monetär messbaren Wert. Ein Gegenstand, der über
Familiengenerationen weitervererbt wurde oder mit einem positiven
Erlebnis verbunden wird, kann so einen ideellen Wert haben. In der
fiktiven Comicswelt ist sicher Onkel Dagoberts erster selbst verdienter Taler so
ein Gegenstand mit hohem ideellen Wert.
Wer aber das Glück hat ,so einen Gegenstand zu besitzen, den ein anderer
z.B. aus ideellen Gründen unbedingt haben will, kann im Verkauf einen
sehr hohen Preis erzielen. Beispiel wäre z.B. das erste Produkt einer
alten Firma, das diese nicht mehr besitzt und für ihr Firmenmuseum
unbedingt benötigt wie z.B. eine der ersten Levis Jeans.
Zwischen dem ideellen Wert und Liebhaberwert gibt es
durchaus Berührungspunkte. Meist dreht es sich aber bei Sammelobjekten
mit Liebhaberwert um sehr seltene und begehrte Objekte wie z.B.
bedeutende Gemälde bekannter Maler.
Bei manchen dieser Sammelobjekten hat ein Sammler nur einmal in seinem
Leben die Chance diesen Gegenstand für seine Sammlung zu bekommen. Hat
er genug Geld ist er u.U. bereit dafür riesige Beträge zu zahlen,
speziell wenn sich andere Sammler auch dafür interessieren. Der Markt
ist also dabei so eng, dass statt Marktpreisen nur Liebhaberpreise
zustande kommen.
Der Neupreis ist der Preis, den ein z.B. gebrauchter Gegenstand mal hatte. Der Handelswert seltener Sammelobjekte liegt dabei oft deutlich über dem Neupreis, während er bei weniger seltenen und begehrten Gegenständen oft klar darunter liegt.
Will ein Händler Lagerüberbestände abbauen bzw. Ware unbedingt losbekommen, wo wird er deren Preise stark reduzieren. Manchmal sind diese Preisrabatte so hoch, dass der Ausverkaufspreis deutlich unter seinem Ankaufspreis liegt und er eigentlich Verlust damit macht. Das gilt sowohl bei Sammelgegenständen als auch anderer Verkaufsware.
Große Posten wird man im Verhältnis in der Regel günstiger bekommen als Einzelobjekte. So kriegt man in der Regel eine große Briefmarkensammlung oder Briefmarkenposten im Bezug zum Katalogwert deutlich günstiger als Einzelmarken, auch weil der Verkäufer beim Verkauf weniger Aufwand und Kosten hat, als wenn er das ganze einzeln verkauft!
Letztlich hängt ein Wert eines Sammelobjektes immer davon ab,
zu welchem Preis man es wirklich verkauft. Die Höhe hängt von vielen Faktoren
ab. Dazu gehört sicher auch das Verkaufsgeschick, welche interessierten
Kundenkreis man bereits hat, das Marketing, der Arbeitsaufwand und oft auch von
etwas Glück ab.
Mehr dazu auch in diesem Artikel
Es gibt also viele Formen von Werten und Preisen. Bei einer Wertschätzung und Wertbestimmung nimmt man aber am besten den durchschnittlichen Handelswert, also quasi den Marktpreis als Grundlage. Davon lassen sich mit entsprechender Vorsicht und Erfahrung die anderen Werte und Preise ableiten oder zumindest Rückschlüsse darauf ziehen.
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